Investigatives Geblogge erfährt hier seine kaiserliche Krönung: 8.fucking50 € für einen imperialen Pint ziemlich dürftigen Koff-Gebräus oder wahlweise eine Halbliterflasche Budvar in Finnlands sehr wahrscheinlich wellknown-sten Rockschuppen, der 2015 seinen 45. feiert – dem Tavastia Klubi. Lässt man sich davon jedoch nicht entmutigen und zirkelt seinen Helsinki-Spaziergang dennoch an der einen oder anderen Bar entlang, was wir natürlich taten, gehen die Preise schon an die Grenze des Normalen und man bekommt schon für um die 4,- ein 0,4er ganz okayes Karhu. Wenn man dem mitunter drastischem finnischen Humor zugeneigt ist – und hey: Fuck yeah! – ist Karhu zumindest noch ein Stückchen davon entfernt, Rentierpisse zu sein.
Doch hübsch zurück zur sonst ja eher von mir als abseitig angesehenen Reihenfolge. Frau Erdbeere und Herr Zwiebel haben zunächst mal unnachahmlich grandios die Stunde Zeitverschiebung verpeilt und sind somit um einiges verspätet im o.g. Tavastia eingetrudelt. Neben den Thresenofferten ist ziemlich angenehmes und hilfsbereites Personal auffällig geworden. Lediglich das Barpersonal war trotz des scheinbar an den Goldindex gekoppelten Bierpreises so rege beschäftigt, dass es sich zu ausnehmender Freundlichkeit nicht hinreißen ließ.
Dass wir zumindest unseren Headliner der Herzen Daniel Lioneye verpasst hatten, war uns trotz finnischer Dunkelheit sonnenklar. Doch Youtube sei dank, wußten wir bereits nächstentäglich, dass eben Löwenauge anlässlich des Helldone MMXIV noch einmal zur ursprünglichen Besetzung zurückgekehrt waren: Mikko „Linde/Lily Lazer/Daniel Lioneye …“ Lindström freilich als klampfender Frontmann mit sicher eher unfreilich jedoch vorbildich angeklebten Fakeplastik-Elvis-Gedenk-Koteletten – die als selbsternannter King Of Rock’n’Roll natürlich ihren Sinn ergeben – nebst Mikko „Migé“ Paananen, der zuverlässig ein, nun ja, breites Bassgebommel zur Verfügung stellt sowie Ville Valo als etwas ungelenker jedoch einigermaßen taktsicherer Trommleur.
Nun, es wummerte mäßig, als wir eben leider zu verspätet eintrudelten.
Reckless Love, angekündigt als Glam Metal, schoben reichlich 80s hairmetallig, jedoch eher in Europe-Ausprägung an Ein- wie wohl auch Ausfällen armes Axl Rose-Gepose vor. Als Guns ’n Roses-Coverband gestartet wundert das wenig. Einem Gutteil schien das dennoch zu gefallen.
Tja, und Hair Crimeskram mit angepappten Extensions ist schon irgendwie Profi.
Und dann der offizielle Headliner des Abends: Children Of Boom. Während Frau Schu – das „Entern“ gehört ja eigentlich AUF die Bühne, aber what shall’s – den Fotograben VOR der Bühne enterte und ich eingedenk der fehlenden Breite desselben den Vorgang amüsiert beobachtete, schoss mir, dann die Mikroständer bemerkend, eine Frage in den Sinn: Was für Zwerge mögen denn nun wohl erscheinen?
Die Breitbeinigkeit des Vorgetragenen beantwortete die Frage im Nu. Ebenso im Nu spuckte sich Zwerg Alexi Laiho in Rage, weitere Fragen verboten sich.
Sicher, im skandinavischen, vielleicht auch weltweiten Metal härterer Gangart, mag Laiho ein Virtuose auf seinem Instrument – der Gitarre! – sein. Doch Salivation ist nicht minder seine Königsdisziplin. Man kennt derartigen Umgang mit Fotografen in schon nicht hinnehmbaren doch eben Maßen – Laiho bedenkt alle und saliviert in ca. 5/3 der erdenklichen Dimensionen. Gern senkrecht nach oben und beglückt sich dabei auch reichlich selbst.
Rund zehn Jahre mag es her sein, da war ich eingehör der Frequenz des Wortstammes „motherfuck“ noch sprachlos. Etliche Hip Hop-Bands vermochte er damit in den Schatten zu stellen. Dieser Tage speichelte er mit Anlauf alles in den Schatten.
Musikalisch war Rad- und Feuererfinden weder von mir noch angereister Fanschar erwartet oder gewollt. Vornehmlich frau goutierte mit textsicherem Singalong. Trotz durchaus noch einmal zu erwähnendem Teenager-Gebahren habe ich selten derart ausgelassene Fans gesehen.
An- und abschließend erbot sich irgendein 69, Jussi, Jyrki oder Theobald, als DJ. Zimmerlautstärke und ein undurchdringliches Pulk an Fanninnen, eingangs angeführte Bierpreise sowie der alsbald in die Helsinkische Marzahn-Entsprechung aufbrechende letzte Nachtbus geboten eiligen Aufbruch. Dem Fahrer dieses Busses war es nicht Herzensangelegenheit, ihn in unseren Herzen zu wissen – sein Kollege von der Flughafenlinie war da anders drauf. Dabei hätte ich so gern damit geschlossen, dass unsere rund 20minütige Busfahrt von Phil Collins musikalisch begleitet wurde. Hyvää yötä dennoch! Silvester sowie eine spontane Konzerteinladung an Neujahr warteten auf uns.