Es wird wirklich allerhöchste Zeit, vom jüngsten Kulturausflug zu berichten! La Schu und Le Dirknaise gingen vor rund zwei Wochen geplanterdings auf Reisen. Nicht weniger als unsere derzeitige Dauerrotationsband mit Mitsingfaktor sollte bestaunt werden und da außer einem wirklich pretty kurzen UK-Bein nichts in von Übersee aus gesehen Übersee geplant war – London, okay.
Zunächst machte das Wetter in London einen kleinen, wohl aber sichtbaren Strich durch die Rechnung. Das Wetter. In London. Unfuckingfassbar! 90 Minuten verspätet ging es also in Tegel an den Start und die Kabinencrew scheint diese anderthalb Stunden genutzt zu haben! Bestgelaunte Ansagen und ein Security-Ballett, dass ich derart gut gelaunt noch nicht erlebt habe.
Ein Jammer, dass uns in der Holzklasse kein alkoholisches Getränk gereicht wurde. Stattdessen seit zwei Monaten abgelaufene Toblerone.
Unsere Akkreditierungen waren auch noch nicht durch, Toblerone und Kabinencrew vermochten jedoch, die Laune aufrecht zu erhalten. Am nächsten Tag, dem des Konzertes wurden die Telefonrechnung und Planethappymess’sche Nerven strapziert, doch gegen Mittag kam die erlösende Nachricht.
Dank einer awesome Schleife über die Stadt auf dem Hinflug, mussten Big Ben, Westminster Abbey und der Kram nicht mehr bestaunt werden. Haben wir dennoch gemacht. Nach einem kurzen Sammeln der Reisegruppe (2 Personen, Schu und ich) im Hyde Park also in den Heaven Club.
Bierpreise, um diese noch junge Tradition am Laufen zu halten, gingen mit 4Pfund50 den halben Liter für London in Ordnung.
Nun denn! Hippo Campus eröffneten den Abend. Musikalisch durchaus nicht unpassend. Erstaunlich jedoch: Die Kükenigkeit der Buben. Drummer Whistler Allen und Klampferero Nathan Stocker scheinen ihre Posen bereits vor ausreichend Spiegeln erprobt zu haben, doch Frontlümmel Jake Lupen und Bassbengel Zach Sutton merkt und sieht man mit jedem Takt ihre Jugend an.
Fern jeder Rockstarpose dengeln sie sich durch das Set, freuen sich offen und ausgiebig über Appläuse und Kreischmeldungen, scherzen mit einander wie es Jungen tun. Artikel in amerikanischen Medien weisen gern daraufhin, dass die Jungs noch nicht alt genug sind, um legal (Alkohol) trinken zu dürfen. Und selbst im, was das angeht, doch sehr liberalen Deutschland hätten sie so ihre Probleme – würde irgendwer nach Ausweisen fragen.
Zarte 16 wurde also der putzige Jake, der Musik hörte man es dennoch nicht an. Eingedenk der Jugend beachtlicher Indie Pop und somit ein durchaus angemessener Opener. Dem ebenfalls recht jungen Publikum schien’s zu gefallen.
Während der neuerlichen Bierpreisauslotung in der Pause standen zwei der Jungspunde von Hippo Campus an der Bar. Die Frage nach der Setlist wurde charmant derart beantwortet, dass sie ihre Sets zur Zeit aus dem Kopf und auf spontanen Zurufen untereinander, nicht jedoch vorab festlegen.
Eine angenehm kurze Umbaupause später: ein paar Takte Elton Johns „Circle Of Life“ als Intro und alsbald die Eröffnung des bereits seit Dezember erhätlichen, jedoch offiziell erst im Juni europaweit veröffentlichen Albums „Talking Is Hard“ als Einstieg ins Konzert. „Different Colors“ durchaus auch als Ansage zu verstehen:
„So come on lovers, come on haters
Tonight we raise the fire
Cause when the people get to dancing
They forget about taking sides“
Hoffentlich mögen unter den jungen Gästen möglichst wenige bereits eine Seite gewählt haben, doch der wie bereits erwähnt erfreulich positive Charakter des Walk The Moon’schen Oeuvres sollte tatsächlich in der Lage sein, die Seiten egaler werden zu lassen. Mit „Tightrope“ wurde das Tempo ansehnlich gesteigert, wippende Köpfe, waberndes Publikum. Die übrigens häufiger zu sichtenden Eltern der sehr jungen Gäste wippten oft und gern mit. Diese Eltern dürften zumindest an diesem Abend nicht den Verfall der Jugend beklagt haben.
Die rund erste Hälfte des Sets bestand vornehmlich aus Stücken des neuen Albums, aufgelockert vom genannten „Tightrope“ und dem bei mir dauerrotierenden „Shiver, Shiver“ und wurde wenig kommentiert. Wenige „nice to be here“s, „awsome“s etc. und erst mit dem zehnten Stück „Aquaman“ die balladesque Verschnaufpause nach etwa einer halben Stunde weitreichenden Tanzvergnügens.
Und für meinen Geschmack etwas spät folgte der ermunternden Musik auch ein Initiiationsritual, welches vorrangig an die Erstbesucher eines Walk The Moon-Konzertes gerichtet war. Latent hippie-ish wie wohl grundlegend sympathisch wurde der Freude am geselligen Beisammensein gehuldigt und dazu aufgefordert, alles Negative letztlich aus sich herauszutanzen. Eine Selbsterbauungshymne als passenden Soundtrack: „I Can Lift A Car“
Did you did you
Did you know that
I can lift a car up all by myself
Und mit „Shut Up And Dance“ der Brecher des Albums als Abschluss des eigentlichen Sets. Reichlich bejubelt und betanzt. Die hier in unserem Redaktionsduo bereits abgefeierten The Griswolds, zu Freunden gewordene australische Supportband auf einigen Shows des ersten US-Beins der Walk The Moon-Tour, standen erfreut beobachtend am Bühnrand.
Eine obligatorische Minute oder zwei für zahlreiche „Anna Sun“-Rufe aus Kinder-, Jugendlichen- und Erwachsenenmündern.
Mit einem The Killers-Cover, „All The Things That I Made“ wurden vielleicht die noch wenigen verbleibenden geködert, die noch nicht ganz auf die positive Seite der Macht zu wechseln sicher waren.
„I got soul, but I’m not a soldier“
Erstaunlich, wie gut sich übrigens auch andere Live-Cover in Walk The Moon-Sets fügen. Nun, nach für meinen Geschmack leider etwas kurzer Spielzeit mit „Anna Sun“ ein angemessener Abschluss mit einem, eigentlich dem ersten Überhit aus dem 2012er selbstbetitelten Album.
Fazitirend: Mit nur wenig mehr als einer Stunde ein etwas kurzes, doch durchaus ausreichendes Set, um sich einen Überhör zu verschaffen und die Spiel- und Lebensfreude zu erleben. Man stellt sich unweigerlich nach einiger Zeit die Frage, ob die das ernst meinen. Und ja: Meinen sie!
Dass Walk The Moon noch in diesem Jahr erneut nach Europa und dann auch Deutschland kommen, bezweifeln wir eher. Doch wir rufen zu bitte ausgiebigstem RumgeFANne auf, nach sharing galore und Gesichtsbemalung und fröhlichem Getanze. Wir möchten bitte Walk The Moon als Band des Sommers ausrufen – außer uns macht das ja keiner, als macht Ihr bitte mit, liebe Leser!
p.s.: Frau Schuh sitzt bereits die Tastatur zum Glühen bringend auf heißen Kohlen, um die Rezi zu den o.g. Griswolds hinterher zu schieben. Die liefern nämlich trotz grungig-indy-esker Aufmachung den Begleitsound!
[Udate:] Frau Schu! Die Griswolds!