Kurt Cobain: Montage Of Heck vs. Soaked In Bleach (deutsch: Kurt Cobain – Tod einer Ikone)

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Mit „Montage Of Heck“ hat Kurt einst eines seiner zahlreichen Tapes beschriftet. Es gibt anscheinend einen nicht unerheblichen Nachlass an Videos, Tagebüchern, Schnipseln, Tonaufnahmen, Gemälden, Fotografien und vielem mehr, durch den sich Produzent und Autor Brett Morgen, nebst Cobain-Tochter Francis Bean, durchgewühlt hat.

So haben Sie die Grunge-Ikone noch nie gesehen!

Lautet die vollmundige Ankündigung. Au ja, das klingt verheißungsvoll.

Seine Familie kommt zu Wort und schonungslos wird die teilweise gar nicht lustige und ritalinschwangere Kindheit in reizenden Homevideos aus dem Hause Cobain nacherzählt. Unterton: es war schon immer schwer mit Kurt, obwohl so liebenswert, konnte niemand mit ihm umgehen.

Jetzt wird’s seltsam. Janz weird wirkende Geschichten aus der Pubertät werden als Comic erläutert und mit Originalfootage seiner Tapes unterlegt. Der Fokus der Erzählung liegt auf der angeblich längst vorhandenen Todessehnsucht des Teenagers Kurt, der sein Seelenheil schon früh in Drogen und bestialischer Musik, gewalttätigen Zeichnungen und viel, viel Fernsehkonsum suchte.

Wegbegleiter wie Buzz Osbourne bestreiten diese Darstellung vehement.

Dann stürzt der unvermeidliche Erfolgzirkus mit Nirvana auf das zarte Geschöpf Kurt ein. Ab hier wird das reichhaltige Material an Collagen, Zeichnungen, Listen und Texten filmisch derart musikvideomäßig aufbereitet, dass sich kaum noch sagen lässt, wie viel künstlerische Freiheit sich Brett Morgen genommen hat, diese Bilder- und Soundflut zu verwursten und was jetzt Original aus Cobains Hand ist.

Von-nun-an-ging’s-bergab-Stimmung. Auf dem Peak der Karriere betritt Courtney Love die Bühne. Die Bilder sind wild, zart, verstörend, (mit Frances Bean Baby) auch mal zuckersüß. Ein liebende Vater – leider Junkie, die Mutter auch – Krise unvermeidbar – Selbstmord- Schluss.

Ich hab jetzt das Bedürfnis, ganz ungefiltert das MixTape mit dem Namen Montage of Heck ungefiltert, unbearbeitet und uninterpretiert zu sehen. Bei YouTube gab’s wohl mal die Gelegenheit, ist aber momentan von eben denen auf lautlos gestellt…

 

Update: hier gehts lang zum Mixtape!

„The release of the documentary is cool, but they should have named it ‚Organised Confusion‘ and released the 1982 Demo, that would have been even better.“ (youtube note) WORD.

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Tod einer Ikone von Regieanfänger Benjamin Statler dagegen beschäftigt sich nur mit Cobains Lebensende, denn der Film beruht ganz und gar auf den ausführlich vorgetragenen Ungereimtheiten der letzten Tage und beim Auffinden der Leiche durch Private Investigator Tom Grant. Einst von Gattin Love persönlich beauftragt, den vermissten Ehemann ausfindig zu machen, ist Grant von Anfang an skeptisch und hinterfragt die Selbstmordversion per se. Er geht dabei so weit, seine Tonbandaufnahmen sämtlicher Gespräche mit Beteiligten zu nutzen, um einen Auftragsmord zu unterstellen.

Courtney Love hat vorrausschauend die Ausstrahlung des Filmes anwaltschaftlich untersagen lassen. Kein Kino scheint Interesse an deren Konsequenzen zu haben.

Nerviger Weise wird Grant als der heilige Grahl der Wahrhaftigkeit eingeführt und Courtney Love (beeindruckend dargestellt von Sarah Scott) als intriganter, boshafter, missgünstiger Junkie. Tyler Bryan darf gegen Ende des Filmes den Kurt geben, das macht er ganz passabel, seine Darstellung widerspricht der Todessehnsuchtstheorie.

Das ist schon starker Tobak, der da aufgetischt wird.

Der originale Filmtitel ist schlaufuchsig gewählt, stammt doch die Zeile

„come doused in mud, soaked in bleach, as I want you to be“

aus Come As You Are in dem es später auch heißt:

… and I swear, that I don’t have a gun …

Trotz aller Vorbehalte: zwei sehr sehenswerte Filme.

Wesentlich erfreulicher empfinde ich allerdings, dass MTV ein bisschen altes Film-Material auf YouTube zugänglich gemacht hat. Ich empfehle ein ausführliches sweetes Gespräch mit Kurt ein Jahr vor seinem Tod oder das Full-Rehearsal zur Unpugged Aufzeichnung Ende 93. Wer dann noch Bock auf mehr hat, kann ja noch mal ein Auge nehmen bei der Aufnahmezeremonie für Nirvana in die HBO Rock Hall of Fame 2014 – geile Girlperformances von Nirvana unter anderem von Kim Gordon (die ja einen beinahe-Schutzengel-Auftritt in Gus Van Sants sphärischen „LastDays“ Kunstfilm hat, in dem Michael Pitt als Blake/Kurt im permanenten Selbstgespräch die Physis des Superstarjunkies durchdeklinieren durfte.)

 

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