[Update:] In der Nachwirkung von den Ereignissen am 13. November 2015 und nach Redaktionssitzung soll das hier ein wenig erklärend kommentiert werden.
Ich halte eher wenig von Klicktivismus. Ich akzeptiere aber, dass es ihn gibt und Menschen mitunter wenig über den Subkontext nachdenken, der eben in diesem Fall einer Frankreich Flagge als Profilbild bei Facebook innewohnt. Das ist trotzdem okay und ich goutiere zunächst selbstverständlich, dass sich die Menschen solidarisch zeigen. Doch warum hatten sie beispielsweise keine türkische Fahne als Profilbild, als rund einen Monat vorher 102 Menschen bei Anschlägen in Ankara umkamen? Sie hätten vielleicht gar in Entscheidungsnot geraten können, da sie eigentlich Stunden zuvor die Flagge des Libanon als Profilbild festgelegt haben könnten. „Darf man so schnell seine Profilbildsolidariät wechseln?“
Aber darum soll es hier weniger gehen. Vielmehr stand die Frage im Raum, warum WIR einen Eintrag anlässlich des Terrors von Paris posten, aber (s.o.) nicht schon zum Beispiel einen Monat zuvor. Wir als Menschen sind darüber natürlich traurig, doch als Planet Happy Mess ist Politisches und Weltgeschichtliches nicht unser Themenbereich. Sonst müssten wir leider sehr regelmäßig unsere Artikelbilder mit Trauerflor drapieren, vielleicht sogar den Trauerflor in unseren Kopf/Header einbinden. (Was allerdings wiederum eine Automatisierung der Trauer darstellen könnte und dem beinah reflexhaften und obligatorischen „R.I.P.“ beim Dahinscheiden von bekannteren Menschen in den sozialen Kanälen gleichkommt – was Lou Reed einst als ‚das Mikrowellenessen unter den posthumen Ehren‘ bezeichnet haben soll.)
Nun, die Anschläge von Paris und im Besonderen das unsagbar grausame Massaker im Bataclan berühren aber unseren Themenbereich. Selbst paranoidere Menschen werden bis dato keine derartigen Attentate auf das gelebte und gefeierte Leben eben bei Konzerten vermutet haben. Verschiedene Verkehrsmittel, exponierte und von vielen Menschen besuchte Orte, Gebäude – all das haben wir schon sehen müssen. Aber der Besuch eines Konzertes war – für die einen vielleicht eher unbewusster und vielleicht auch weniger, für die anderen bewusster und bestimmt auch mehr – wohl für alle Besucher immer auf mehreren Ebenen die zeitweilige Reise aus dem Alltag. Bei der wir zum Beispiel vergessen, dass wir eigentlich zimlich klamm sind und die Karte uns vielleicht ein kleineres oder größeres Loch in monatlich Budget reisst oder dass Freund X gestern Geburtstag hatte und wir vergessen haben, ihn/sie anzurufen oder eben auch, dass eben irgendwo auf der Welt Menschen umgebracht werden. Ein wenig eine Traumreise also auch, da Musik oft verschiedene Gefühle auszulösen vermag und wir meist bewusst ein Konzert einer Band besuchen, die uns diese oder jene Gefühle bescheren kann. Und damit geben wir uns der Musik hin, wie wir uns mitunter Träumen hingeben. Während des Träumens ist die Realität weit(er) weg. Bei nächtlichen Träumen schlafen wir gar, fühlen uns also hoffentlich geborgen, sicher. So haben wir eben bei Konzerten sehr vieles aus der Realität draußen gelassen und uns ohne drüber nachzudenken sicher gefühlt.
Musik spielt eine so große Rolle im Leben vieler, vieler Menschen und ein Konzert ist wiederum gelebte Musik. Deshalb hat der 13.11.2015 von Paris auch hier in unserem kleinen Blog Einzug gefunden, denn während des so wichtigen Teils des Lebens wurde das Leben und damit auch die Musik angegriffen. Es waren nicht die Eagles Of Death Metal, die angegriffen wurden, es war ein Grundpfeiler unserer Kultur, unseres Lebens – und eben des Themenkomplexes, den wir hier bearbeiten.