Fren-chose: Christine & The Queens + Cœur de Pirate – Les deux déclarations d’amour

STRAWNION

Christine & The Queens - Chaleur Humaine
Coeur de pirate - Roses

Vorweg: La Schu ist in der noch jungen Tradition Liedgutschaffende zu einem Beitrag zu vereinen ganz klar die coolere Sau hier! Ferner vorneweg:
Meine Französisch-skills sind derart schlecht, dass ich für die falscheste Floskel aller Floskeln länger gebraucht habe, als für zB „Madame Laroque cherche la clé de voiture dans la cuisine.“

Das klang noch sinnvoll: Frau Larock sucht die Schlüssel für’s Auto in der Küche. Klar, wo denn sonst? Doch etwaige Bettgenossinnen siezen? Daher also geht’s hier nur so peripher wie nur denkbar um Inhalte. Nun singen beide allerdings auch einen ansehnlichen Teil englisch, aber das macht es aus zwei Gründen nicht besser: 1. Ich habe etwa 120 x versucht zu verstehen, was Christine da in „Paradis Perdus“ (unten verlinkt) singt, hab dann aufgegeben und nachgeguckt. „Heartless“ – mein Gott da kommt einfach keiner drauf, wenn das eine Französin singt. 2. Das wäre auch irgendwie inkonsequent, hier plötzlich mit Interpretationen zu kommen.
Und hey: Wenn content king ist, also quasi Champions League, dann spielen wir hier in der Landesliga Berlin und da dort dann alles weitere dem Landesverband obliegt – in der Kreisklasse der Parkzone 45 im Prenzlauer Berg. Mangels Bolzplätzen also hier.

Nun denn: Titten! Ihr wisst schon, sex sells und so. Also hier die Vorgeschichte, die ihren Anfang gewissermaßen dort im Dekolleté von Béatrice Martin nahm. Mit einer latenten Passion für französische Popmusik und dort der abgründigen Neigung zu von mädchenhaften Stimmen vorgetragenen Chansons sprang mich dereinst eben Cœur de pirate an. Soweit so chic, doch die Fachpresse ergoss sich seinerzeit weniger in sachlichen Auseinandersetzungen mit dem Werk als vielmehr in Gossip, da ja Bèatrice Martin sowohl in erquicklichem Maße bereitwilliges Opfer der Tattoo-Kunst ist und ich seinerzeit im Übrigen Irvings „Bis ich Dich finde“ las oder just gelesen hatte, dessen Protagonist … Sohn … Vater … Tattoo … einfach mal selbst lesen. Zum anderen entsponn sich eine vermeintliche Kontroverse – an dieser Stelle ein bisschen Platz für Eure Interpretation von Altherrenhumor: __________ : – um ihre Vergangenheit als Nacktmodell.

Ich bin nicht sicher, ob hier bereits weitere Überschneidungen zu Héloïse Letissier außer der französischen Muttersprache anzumerken wären. Pansexualität … schloss sich einer Gruppe Drag Queens an. Beide eint eine Vorgeschichte, die eigentlich keiner Erwähnung bedarf, doch üblicherweise als Baustein in Texten über Schaffen der Damen herangezogen wird.

Zurück zu Bèatrice. Ich bin bei „Blonde“ eingestiegen und nach Behörung des Vorwerkes beispielsweise von „Comme des Enfants“ war für mich musikalische wie persönliche Entwicklung erkennbar und mithin ein Grund gefunden, das weitere Schaffen zu beobachten. Denn mit unter anderem „Golden Baby“ gab es durchaus Handreichungen vom mitunter noch recht bebé pop-esquen Erst- zum etwas reiferen Zweitwerk, das für von hier und da kieksigen Überhöhungen der Martin’schen Traurigkeit, Hüpfern in der Emotion, der hörbaren Freude daran also an der einen oder anderen Stelle lebt. Hörbar in „Place de la republique“ oder „La petit mort“, wovon letzteres für mich irgendwie charmant naiv daher kommt, da der kleine Tod im Französischen für den Orgasmus stehen soll. Doch hier geht’s wohl erstmal um Verlassenwerden. Und schwülstigen Leid darum. – Ähm, *hüstel : Da ich grad nochmal die Übersetzung überfliege, wäre auch eine gegenteilige Interpretation durchaus denkbar: Die Engel haben uns schnell verlassen, ihre Gesichter wurden weiß… #abschiedsf**k ? Richtig dreckig, dass die Engel blass werden?

Aber so richtig, RICHTIG gerockt hat mich Bèatrice erst dann. „Brutal Hearts“ – fuck, was ein Hammer! Es ist ganz klar: Einer liebt, der andere leidet. Wer wann was ist dabei völlig egal und entsprechend auch unklar. Klar hingegen dürfte sein, dass Jay Malinowski & Bèatrice Martin sich spätestens bei „Brutal Hearts“ über die Maßen ineinander verschossen haben dürften – ich sehe Zettelchen durch das Studio flattern, auf denen ‚Ja‘ ‚Nein‘ Vielleicht‘ steht, die jeweils x-fach angekreuztherzt sind. Folge: Ein Kind namens Armistice. Ein Prachtkind. Leider im EP-Format etwas klein geraten, doch von liebevollen Paten umsorgt. „Mission Bells“ als prächtiger Opener mit reichlich Mariachi in der Blutbahn – zum Tequila-Saufen dürfte unser Knuddelpaar wenig Zeit gehabt haben. Ich hab dieses Prachtwerk schon 2012 hier zu würdigen gewusst.

Tja und weil im Anschluss an diese krachenden Liebeswochen oder -monate sicher Wunden zu lecken waren, taten Jay und Bèatrice so jeweils ihrs. Guckt Discogs und Wikipedia sonst brauchen wir hier noch Jahre.

Und dann sind wir im Sommer 2015. Irgendwie ereignisreich im Privaten, irgendwie nicht so im Biz™. Christine & The Queens haben mich schon durch so manch emotionale Sommernacht 2015 begleitet. Aber ein Zusammenhang mit Coeur de pirate war für mich nicht erkennbar. Das hat sich freilich gar nicht geändert. Nur war ich aufgrund akuter Schreibfäule gezwungen, einen zu finden. Und da suche ich nun schon x-hundert Zeichen und finde keinen.

Die neue Coeur de pirate – und ich freue mich dennoch – schwelgt in überladenen Arrangements, will große Geste, will Pop, will Weltherrschaft. Ganz viel Englisch, irgendwie wenig Bruch und dennoch Theater. Wie hieß dieser Fotograf? La Chapelle? Sicher, das ist wenig stimmig, doch gemessen am bisherigen Werk der Martin sind wir hier im großen Kino. Ich bin in Drama an Lykke Li erinnert. Niemand macht da mit. Schade. Aber weil wir im großen Saal des Theaters sind, macht eben doch Christine mit. Vielleicht stelle ich einen Zusammenhang her, wo keiner ist? Beide Produktionen haben viel Raum. Wo Coeur de pirate ihn, mitunter leider, einfach nur füllt, genießt Christine die Möglichkeiten. Günther Netzer vs Gerd Müller. BVB anno 2015 vs Spanien 2010. Bzw umgekehrt. Keine Ahnung – ich bin kein Fußballer.

Der düsterpinkviolette Wahnsinn, was Héloïse da anstellt. Zugucken darf ich da nicht. Gedöns. Viel davon. „Here“ is where everything happened. Was? Erlaube? Héloïse? Aber zuhören macht Spaß – wenn man auch mit Traurigkeit umzugehen weiß. Wiederum schweift Christine in Avantgarde ab, wo Coeur weiß, dass Popmusik Grenzen haben sollte. Coeur schickt uns nicht vor die Tür, wenn wir rauchen wollen, Christine will, dass wir filterlose besorgen gehen – auf nem Einrad panflötespielend und mit nem Skatblatt jonglierend.

Aber wo der Froschschenkel Locken hat, Freunde, ist hier: Beide machen unfassbar Laune, Französisch zu lernen. Ich will mit beiden bitte umgehend durch Strasbourgs Le Petit France schlendern und nen Flammkuchen im Les 3 Brasseurs essen und dann, dass beide stimmgewaltig 300en von Kerlen französisches Volksliedgut entgegenschmettern. Beide können das – von unterschiedlichen Seiten aus. Und Ihr mögt es beiden nicht zutrauen. Ich vertraue blind und nur mit einem Ohr hörend!

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