Stell’ dir ma vor, du legst ne Platte auf und spielst sie von innen nach außen… jawohl richtig gelesen, die Ultra Vinyl Version der Lazaretto von Jack White kann dies und noch viel mehr. Is ja nicht neu, dass Herr White auch bekannt als Vinyl- und Analog-Junkie mit Third Man Records, gerne mal mit den Möglichkeiten dieses Mediums spielt. Hier tischt er uns einige Neuheiten jenseits von buntem oder gemustertem Plattenrund auf und gibt uns damit die tagesaktuelle Bandbreite der in PVC gepressten Töne an die Hand.
Die Ultra Version spielt von innen nach außen – von außen nach innen, auf dem Label in 7“ Tempo und auch mal in 78er Schellack Geschwindigkeit und natürlich auch in Langspiellattengewohnter 33er Abspielgeschwindigkeit. Wobei Just One Drink auf der B-Seite zwei Intros bekam, die auf verschieden Rillen parallel und zufällig laufen. Obendrauf noch ein Floating Hologram von Tristan Duke auf der Auslaufrille … ach was red ich > Herr White erklärt sich selbst
Some say : way too much – ich sag : folgerichtig!
Einmal mehr schert sich Jack White kein bisschen um den Mainstream, noch fühlt er sich der Liebe zu einem spezifischen Musikstyle verpflichtet. Zum zweiten Mal nach dem Solo-Erstling Blunderbuss hebt sich der Vorhang für eine ganz eigene originäre Show.
Alterwürdig und jung s(ch)wingt er sich durch seine blau getönte Musikarena und ist gleichzeitig sehr modern. Fast jede Schattierung der Farbe blau holt mich sofort ab und lässt mich die Nadel noch mal und noch einmal auflegen.
Gleich beim Opener Three Women erfreut Frau Rische mit einem Mörder-Fidel-Solo. White schüttelt ein herrlich gockelhaft-pubertäres Lazaretto aus dem Ärmel. Ein gelungener Auftakt.
Countryeske, ruhigere Klänge mit großartigen Melodien wie bei Temporary Ground, Entitlement oder Want And Able (da hab ich eigentlich kein’ Faible für…) gehen Hand in Hand mit epischen rockigen Nummern. High Ball Stepper kommt beinahe ohne Vocals aus, glänzt aber mit raffiniertem Video und einem Endlosgroove an der Außenrille. Unbedingt reinschauen:
Jack Whites lehrt uns Digitalverkümmerten Sehen, Hören und Nachspüren. Ohhh wir haben soviel verlernt. Analoge handgemachte Musik serviert auf einer sehr speziellen LP. Kleine Geschichten wie auf ner Perlenschnur: nach eigener Aussage handele es sich um Gedichte und Zeilen, die seiner Spätpubertät entspringen: ein altes Notizbuch will Jack geplündert haben. Und doch wirken die Erzählungen auf Lazaretto total gegenwärtig.
Die hiesige Kritik findet’s nicht WhiteStripes-genug. Echt mal, Leute: Weiterentwicklung war da wirklich angebracht. Todgelaufen, alles ausgeschöpft mit Meg, was geht. Nach den Raconteurs und The Dead Wheather muss Jack White nix mehr beweisen. Für mich ist Lazaretto (ja, besonders in der verschärften Ultra – Version) ein ganz großer Wurf. KnisterKnaster: satter Sound.
Diese Platte rührt an meinen Grundfesten. Der Herzschlag des Albums ist so entzückend raffiniert, dass es mir manches Mal fast die Schuhe auszieht und ich wie verrückt tanzen will. So fassettenreich und spannend arbeiten nur wenige Weltstars. Wie war das noch bei Ziggy? Ach ja: TO BE PLAYED AT MAXIMUM VOLUME!