The Tea Party – The Ocean At The End

STRAWNION

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Es sind nur wenige Alben, die es immer mal wieder schaffen, auf meinem
Plattenteller zu landen, nachdem ich sie rezensieren durfte.
Die Interzone Mantras(<– eventuell Tor-Browser o.ä.) von The Tea Party ist so eines. Aber auch kein anderes von ihnen.
In ihrer Heimat Kanada waren/sind sie ne Hausnummer und spielen dort große Häuser, wohingegen sie es in Europa kaum über Vorbandtourneen hinaus schafften. Ich sah sie das letzte Mal als Aperitif für New Model Armys Justin Sullivan in der unsäglichen Columbiahalle zu Berlin.
Bald darauf wurde es still um The Tea Party, die ich ja gerade erst für mich entdeckt hatte.
Habe in den vergangenen Jahren in regelmäßigen Abständen nach Neuigkeiten Ausschau gehalten, nix los.
Dann neulich in August oder September staunte ich nicht schlecht über eine Albumankündigung.

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Gut und gerne zehn Jahre nach der letzten Platte. Hatte gar nicht mehr damit gerechnet.
Also abgewartet und wissbegierig aufgelegt. Ich staune nicht schlecht. Das klingt alles verdammt durchdacht. Vielleicht an manchen Stellen zu sehr.
Und doch ist da die ein oder andere lässige Songperle dabei. Es sind die Feinheiten, die diese Platte recht einzigartig machen, und doch anachronistisch anmuten lassen im Neuerscheinungsreigen der kühlen auf Reduktion bedachten 10er Jahre.

Wie aus der Zeit gefallen und in einen großen Zaubertopf gefüllt, klingt hier und da ein Schlückchen Led Zep, ein Fünkchen Pink Floyd an, abgeschmeckt mit einer Brise Mystik und ein Bund Bombast-Kraut und kräftig umgerührt.
Ganz wie auf dem überschwänglichen voll-auf-die-zwölf-Cover. Falls ihr diese Motivüberflutung in Ruhe betrachten wollt, sei eine Lupe und ein Vinylformat empfohlen.
Instrumentengewaltig und mit großen Chören warten die drei Mannen auf. Klingt nach Orchesterbesetzung, falls man dieses Volumen auf die Bühne bringen will. Vielleicht ist deshalb nach wie vor nichts in der Pipeline über Kanada hinaus?!?
Eben genau diese Detailverliebtheit und Neigung zum Bombast ist es, was hierzulande kaum zündet. Was ich sehr bedauere, denn ich würde nach wie vor sofort in ein Live-Konzert rennen.
Jeff Martin, Kopf und Sänger von The Tea Party, hört man die vergangenen Jahre übrigens durchaus an. Seine Power aber hat er nicht verloren, auch nicht nachdem er ein paar Jahre in Australien versackt ist.
Auch The Ocean At The End strotzt vor Transzendenz und religiös inspirierten Motiven. Diese gern genommenen Lyrikhülsen gehen mir hier manches mal zu weit und stören dann auch meinen Hörgenuss, wie beispielsweise die Daniel Lanois-Adaption von The Maker ist nicht mein Ding. Ich steh eben nicht auf Endboss und The Holy Ghost, wenn’s nicht ’nen Twist beinhaltet.
Eine mahnende Ode an die brazilianischen Freunde ganz im sullivanschen Duktus später und weiter zu neuen Ufern und Flüssigkeiten mit dem Cypher über The Black Sea bis zu den Wassern, die in Flammen stehen, werden viele düstere Wasserbilder bemüht, bis dann irgendwann auch die Low Rivers anschwellen dürfen.
Der Titeltrack (feat. Ian Anderson of Jethro Tull)??! ganz zu vorletzt, ist eine echte über-8-Minuten-Liebes-Schmonzette: „My Love is A Postcard That I sent … its from the Ocean at the End“
Menschenskinder, da wird stark gelitten und nicht mit Ozeanrauschen gespart. Und danach werde ich in ein sphärisches Outro Into The Unknown entlassen.
The Ocean At The End startet aufbrausend und lautstark progressiv, mündet in ruhigen Gewässern und plätschert sonnendurchflutet aus.

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